Donnerstag, 18. Juni 2020

Achtn3ßsch

Was für eine Woche! Am Dienstag ging die Corona-Warn-App an den Start und ist bis jetzt noch nicht gehackt worden oder abgestürzt oder überlastet oder aus Versehen mit Amazon gekoppelt, weshalb tausende Deutsche Fehlbestellungen bekamen, die sie nun bezahlen müssen oder oder.


Ein Wunder


Die funktioniert auf Android und iOS und ist datenschutztechnisch kein völliges Desaster. Das Installieren auf dem Handy ist total einfach und obwohl man Bluetooth ständig angeschalten haben muss, hält der Akku länger als eine Stunde. In Europa soll es kein ähnlich professionelles Produkt geben, jedenfalls keins was funktioniert.
Was klingt, wie ein ganz normaler in China produzierter Gegenstand, an dem in Europa getüftelt wird und der trotzdem nicht funktioniert, ist eine App die von einer staatlichen Behörde, am Ende noch von Beamten, an den Start gebracht wurde. Nicht nur das: Sie war eher fertig, als die Pandemie vorbei!


Ich glaube alles 


Nachdem das gelang, bin ich gern bereit, mir alte Uri Geller-Tricks anzuschauen und zu glauben, dass das kein Beschiss war. 
Genauso wenig, wie in den Sprintfinals der Leichtathleten jemand mitläuft, der gedopt hat. Selbst wenn die einen Doping-Test verpassen, bzw. bei keinem anzutreffen sind, dann ist das ein Versehen. Dem aktuellen Weltmeister Christian Coleman ist das passiert und mal ehrlich, ihn zu sperren, weil er shoppen war und nicht angab, wo, das ist kleinlich! 
Manche Frauen wissen vorher nie wohin und haben danach total vergessen, in welchen Geschäften sie am Ende waren. 
Und Lance Armstrong hat jahrelang beim Strullen das Röhrchen verfehlt, weshalb es keine Proben von ihm gab. 


Mensch, Zimmi


Es scheint also alles möglich! Ich glaube wieder an Wunder. 
Okay, ein paar Wunder scheinen ausgeschlossen, z.B. dass Dynamo diese Saison nicht absteigt. Heute gab es ein 0:2 in Kiel und damit war es das, jedenfalls nach menschlichem Ermessen, in Liga 2. 
Wenigstens diese Schmach muss Zimmi nicht miterleben oder am Ende noch kommentieren. Er starb am Dienstag nach schwerer Krankheit. Ich habe ihn als einen positiv Verrückten kennengelernt und wenn die Beschreibung "Hans-Dampf-in-allen-Gassen" stimmt, dann bei ihm. Auch wenn ich es ihm wünsche, aber Ruhe in Frieden...? Nicht Zimmi! Er wird den Anderen da oben ungefragt eine Menge Geschichten zu erzählen haben, gerade und auch über Dynamo! 


BH und Kaffeefilter


Ausgeschlossen scheint auch, dass ein Großteil der Sachsen irgendwann irgendwas glaubt, was von Oben kommt. Wo immer deren Oben sein möge. Mehr als die Hälfte der Sachsen lehnt die Corona-Warn-App ab, habe ich gelesen. Der Gag ist: Schon bevor diese App auf dem Markt war. Die wussten es wieder schon besser, bevor es schlechter war.
Präventive Verweigerung in dem Land, in dem der BH und der Kaffeefilter erfunden wurden. Heute würden die das Zeug wahrscheinlich auch ablehnen, wenn die auf den Markt kämen. 
Ein BH? Quasi als Bevormundung der Frau, die ihre Brüste gefälligst tragen soll, wie sie sind. Jedenfalls finden das 80% der Männer. Natürlich aus Datenschutzgründen!
Und aus dem Kaffee das Beste rausfiltern... Vielleicht noch das Aroma in den Westen schicken...? Hä, die spinnen doch! Nicht mit uns!


Apple-Birnen


Zugegeben, die Corona-Warn-App macht auch nach einer Einnahme nicht immun gegen Covid-19. 
Auch ein rektaler Versuch nützt nichts. Einnehmen geht generell nicht. Man muss die sich runterladen! Nicht sich runterholen.
Schlimmer noch, da es eine Warn-App ist, warnt sie nur. 
Ein logisches Argument gegen diese App ist allerdings: 
Bei den andern Ländern funktioniert die gar ni. Man könnte jetzt argumentieren, dass diese App nur hier Sinn macht, wo ich bin und mich nicht zwingend warnen muss, wenn in Kasachstan der Ex-Präsident erkältet ist. Übrigens ist der Risikogruppe, was auch ein Stichwort ist. Die App ist nämlich sowieso sinnlos, weil gerade die Alten, die Risikogruppe, mit dem Handy nichts anfangen können oder keins haben. Genau aus dem Grund fahren wir Deutschen fast keine Autos, denn die Alten haben auch oft keins. 
Übrigens wird diese App nicht mittels eines Chips in den Kopf transplantiert, was Bill Gates natürlich vor hatte, aber am Widerstand der Apple-Birnen gescheitert ist oder so. 
Ach, der Gates hat gar nicht mitgemacht...? Hätte ich fast was Falsches erfunden. 
Dafür kann ich mit Gewissheit sagen, dass dieses Ding nicht gegen 5G-Strahlen hilft, weil es das auch nicht soll. Und gegen die Belastung des nun überall eingeschalteten Bluetooth hilft beim Spazierengehen nach wie vor nur der Aluhut und das Hochhalten des Grundgesetzes, beim sich ständig wiederholenden Ausruf "Wir sind das Volk". Und ich bin der Volker!





Freitag, 5. Juni 2020

Siem3ßsch

Heute ist Freitag, ich habe frei und war dennoch auf dem Theaterplatz zu einer Demo. Natürlich ging das nur, weil es nicht Freitag nach Eins sondern schon elf Uhr begann. Sonst hätte ich selbstredend nicht gekonnt, um mal ein Klischee vom Öffentlichen Dienst zu bedienen. 


Ohne uns ist Stille 


Unter dem Motto "Ohne uns ist Stille" versammelten sich die Gewerke, die es für eine Veranstaltung braucht, also vom Veranstalter bis zum Ticketverkäufer, Caterer, Techniker bis zur Werbefirma, um darauf hinzuweisen, dass sie für das Stattfinden des kulturellen Lebens dieser Stadt mit verantwortlich sind. Sonst herrscht Stille! Das sind nur Beispiele und zeigt das Dilemma, denn es betrifft so unglaublich viele Menschen, die gerade nichts machen können, dass man sich fragt, warum so wenige da waren. Man könnte aber auch sagen, die avisierten 1000 Menschen waren gekommen und das war schon wieder cool. 


Familientreffen


Zumal es eine der wenigen Gelegenheiten war, die KollegInnen mal zu treffen.Sonst haben die immer dicke zu tun und selten da, wo die Anderen sind, was in der Natur der Sache begründet ist. Dabei fiel mir unangenehm auf, dass dieser Hilferuf der FREIEN Kulturarbeiter bei den ANGESTELLTEN Kulturarbeitern nicht ankam, gehört oder durchgestellt wurde. Wenn man sich überlegt, dass diese Demo vor der Semperoper stattfand, die regelrecht schweigend darüber wachte! Vielleicht war das auch nur eine Umsetzung des Mottos und man übernahm den Part der Stille? 


Solidarität


Wäre es nicht ein Gebot der Solidarität der Einen gegenüber den Anderen gewesen, wenn sich die subventionierten Theater symbolisch  beteiligt hätten? Vielleicht brauchen die auch mal Hilfe. Zumal da Viele standen, die oft in den großen Häusern als Gastfirmen fungieren, mit denen man oft zusammen arbeitet, die quasi gute Bekannte sind. Ehrlich? Es jammert den Hund! 


Hilferuf


Ich muss bei allem traurigen Anlass aber auch zugeben, mich über die vielen Leute gefreut zu haben, die ich ewig nicht gesehen habe, weshalb ich ganz schön am Quatschen war. Dabei stellte ich ganz schnell fest, dass diese Demonstranten keine homogene Masse sind oder einen gemeinsamen Gegner haben. Sie haben eigentlich gar keinen Gegner. Nein, sie haben ein gemeinsames Problem - ihre bedrohte Existenz! Und da alle voneinander abhängig sind, gibt es auch keine einfache Lösung für alle, sondern nur Ansätze, die dann umgesetzt werden müssen oder können. Hilft man Einem, profitiert ein Anderer mit. Da geht es nicht nur um Geldforderungen, sondern manchmal auch nur um logistische, bürokratische oder vernünftige Regelungen.


Gleichnis


Auf dem Theaterplatz stand für die Demo übrigens neben mobilen Videowänden auch eine relativ große Bühne. Als ich mich mit einem Kollegen unterhielt, der die mit aufgebaut hatte, meinte der, als es ans Aufräumen ging: Eigentlich könnten wir die auch stehen lassen. Soll die Stadt versuchen, die abzubauen, wenn sie stört.
Das wirkte auf mich, wie ein Gleichnis. 
Die Veranstalter dürfen nämlich wieder veranstalten, nur leider zu Bedingungen, die sie zwingen würden, ruinös zu wirtschaften. Also brauchen sie wirtschaftlich gesehen, gar nicht anzufangen, bzw. dürfen auch gar nicht. 
Mit der Bühne ist es genauso: Man lässt sie stehen und sagt der Stadt, ihr könnt sie natürlich abbauen, wenn sie euch stört. Dann würde man in der Stadtverwaltung ganz schnell feststellen, dass die gar nicht wissen, wie  man sowas unfallfrei abbaut und müssten es als Konsequenz stehen lassen oder es irgendwie versuchen und dabei das Leben ihrer Kollegen riskieren. 
Die Bühnenbauer könnten aber immer daruf verweisen, dass man der Stadt den Abbau gestattet hat.  

Mittwoch, 3. Juni 2020

Sechsn3ßsch

Pfingsten ist vorüber und man kann sagen, da wurde die Bevölkerung eines Landes förmlich von der Leine gelassen. Es war ein hervorragendes Wetter, fast sommerlich und dank der Lockerungen konnten die Gastronomen in Sachsen wieder Umsatz machen. Und wir konnten mal wieder ein gutes Gefühl haben, beim zu viel Essen und Trinken. Gerade beim Wandern war man ja vorher mehrere Hundert Meter unterwegs, was ich persönlich immer gern aufrunde. Auf die Art habe ich schon über Tausend Kilometer erwandert. Diesmal konnte man zudem bei jeder Kalorie und jedem Kaltgetränk darauf verweisen, dass es ausschliesslich zum Wohl unserer Gastronomen ist.


„Schnämnocheens!“



Wir waren, wie die restlichen 80 Millionen Deutschen, am Pfingstmontag in der Sächsischen Schweiz und hatten mit all der nötigen Erfahrung des Einheimischen einen Tisch zu Mittag in einer der Bauden auf einem der Gipfel vorbestellt. Die Gefahr, allein zu sein, bestand nie. Aber was dann wirklich da oben los war, hatte mit Pandemie und Abstandsregeln nicht so viel zu tun. Eigentlich gar nichts.


Da wären selbst die Schweden neidisch gewesen



Das waren allgemein höchstens Anderthalb-Laschet-Meter! Also wie sie der Armin Laschet in NRW gern hätte. Fast schon ein Thüringer-Ramelow-Experiment. Kurzzeitig dachte ich sogar, da wären die Schweden mit ihrer Vorstellung von Abstand neidisch gewesen und hätten uns für die Lockerheit nach der Lockerung bestaunt. Da passte oft kein Aluhut zwischen zwei Leute. Andererseits muss man die Erbauer des Nationalparks fragen, warum sie so klein gebaut haben?


Alle wollen ins Grüne und zwar bis ran



Die hätten sich doch denken können, dass der Deutsche immer in Gruppen kommt und bei Wandern an sein Auto denkt, mit der Frage, wie weit man ran fahren kann. Wenn der Parkplatz dann voll ist, stellt sich die Frage, wie weit man rein fahren kann. Manche stellen das Auto so weit in den Wald rein, dass sie auch gleich hätten zu Fuß kommen können. Da war dann der Weg vom Auto zum Start der Wanderung die eigentliche Wanderung. Andererseits ahnt ja keiner, dass die alle bei Pfingsten, bei dem Wetter, nach zwei Monaten Pandemie-Regeln und endlich offener Gastronomie, gleich in die Wälder losrammeln. Haben die keinen Garten?


Stiegenmass



Jedenfalls bekommt so ein Tag unter dem Aspekt der Hygiene- und Abstandsregeln leicht skurrile Züge. Gerade wenn man sich auf einer Stiege zum Gipfel mit den anderen gefühlt Tausend Menschen entlangschlängelt und dabei oft wieder anderen Tausend Anderen Platz machen muss, die entgegenkommen, wobei man meist nicht ausweichen kann, wegen der schmalen Stiege. Dooferweise haben manche kein Stiegenmass, zumindest keines, bei dem ein zweiter Mensch auf der Stiege vorgesehen ist. Da kommt es dann kurzzeitig zum Aufheben jeglicher Abstände. Kuscheln trifft es vielleicht eher. Quasi nur noch ein halber Laschet-Meter. Da war ja am Hillary-Step am Mount Everest weniger los. Aber die gehen wenigstens mit Maske! Okay, Sauerstoffmaske. Bei manchen Extremkletterern, die ich vorgestern traf, hätte das auch eine Lösung sein können. Vielleicht sogar müssen...


Laschet-Kumpel war da



Trotzdem habe ich lange darüber gegrübelt, warum der Nationalpark so überlaufen war und dann las ich des Rätsels Lösung gestern in der Zeitung. Also fast... Das war nämlich nur so voll, weil unser Ministerpräsident gemeinsam mit dem Gesundheitsminister Jens Spahn in der Sächsischen Schweiz wandern war. Okay, das sind nicht so viele, aber die vielen Kletterer an den Felsen waren einfach den ihre Personenschützer, die für optimale Schussfelder gute Sicht brauchten. Und die vielen Wanderer, na als Ossi weiß man doch, was das für Typen waren... Das muss man sich mal vorstellen, nur weil die Politiker, die uns diesen Mist eingebrockt haben, wandern wollen, waren alle Gipfel besetzt, die Bauden voll und die Wege überlaufen. Davon liest man wieder nichts. Typisch!